Seit einigen Jahren sind die Symbole der Krankenhäuser St. Elisabeth und St. Petrus unter einem Dach vereint, dem Dach des Gemeinschaftskrankenhauses. Ihre Träger - die Franziskanerinnen von Waldbreitbach und die Barmherzigen Brüder aus Trier - haben die gemeinsame Krankenhausführung gewählt, die Krankenhäuser fusioniert und ihnen den Namen "Gemeinschaftskrankenhaus" gegeben.
Warum haben sich gerade diese beiden Krankenhäuser zusammengeschlossen? Der Blick zurück in die Geschichte ihrer Entstehung und die Tradition ihrer Zusammenarbeit gibt darüber Aufschluß.
Schon 1886 kamen Barmherzige Brüder auf Wunsch des Dechanten und einiger engagierter Bürger nach Bonn. Sie sollten ihre Erfahrungen in der Krankenpflege auch Bonner Bürgern vermitteln. Das ausgehende 19. Jahrhundert bescherte den Menschen eindrucksvolle Entwicklungen und Erfindungen der Medizin.
Robert Koch fand die Ursache der Tuberkulose, der Rügener Theodor
Billroth führte die ersten Magenoperationen durch, Thomas Morton die
Narkose, Carl Koller beschrieb die örtliche Betäubung, Adolf Kehrer den
Kaiserschnitt.
Stürmisch entwickelte sich die Medizin. In dieser Ära großartiger
Fortschritte entstanden unter Bismarck Unfall- und Krankenversicherung.
Damit war die Basis für eine sozialgerechte und medizinisch
qualifizierte Krankenbetreuung gegeben, die Barmherzigen Brüder konnten
sie leisten. Bald wurde aus der Hauskrankenpflege mehr.
Ein Krankenhaus wurde gebaut, bald musste es erweitert werden. Die
Berufsgenossenschaften - verantwortlich für die Unfallversicherung -
reservierten vertraglich allein 100 Betten für ihre Verletzten. Sie
gewährten sogar das Darlehen für den Erweiterungsbau. Die gute
Krankenpflege der Brüder und der unermüdliche Einsatz der fähigen Ärzte -
allen voran die Professoren Dr. Witzel, Dr. Rumpf, Dr. Fuchs und Dr.
Rieder-Pascha - führten das Krankenhaus zur Blüte.
Es war ein Männerkrankenhaus, Frauen wurden - wie damals üblich, wenn
Ordensbrüder die Krankenpflege ausübten - nicht aufgenommen.
1907 gründete dann der Internist und Neurologe des Brüderkrankenhauses Prof. Dr. Rumpf in der Marienstraße, der heutigen Prinz-Albert-Straße, ein kleines Krankenhaus für seine weiblichen Patienten, die "Rumpf`sche Klinik". Rumpf wandte sich an das Mutterhaus der Franziskanerinnen von Waldbreitbach und bat um Ordensschwestern, die das Haus führen und die Patientinnen pflegen sollten. Bald kamen die ersten Schwestern nach Bonn, mieteten ein Haus, ließen es umbauen und übernahmen Verwaltung und Pflege. Die Ärzte des Brüderkrankenhauses garantierten die medizinische Führung, organisierten die Ausbildung geistlicher und später weltlicher Schwestern in Krankenpflege und Massage. Schon bald konnte das Staatsexamen in beiden Krankenhäusern eingeführt werden.
Beide entwickelten und vergrößerten sich rasch, das Ordensleben wuchs
ebenfalls heran. Kapellen wurden gebaut, Orgeln des Bonner Orgelbauers
Klais bestellt. Seelsorge, Messen und Sakramente wurden Teil der
Krankenfürsorge.
Während der Kriegsjahre 1914-1918 dienten beide Krankenhäuser als
Lazarett. Die einmarschierenden britischen Truppen beschlagnahmten das
Brüderkrankenhaus bis 1920. Unfallpatienten mussten jetzt in der
"Rumpf´schen Klinik" aufgenommen werden.
Die große Not der Nachkriegsjahre veranlasste Schwestern und Brüder,
zusätzlich zur Krankenpflege, die Armenspeisung aufzubauen. Die noch
kleine "Rumpf´sche Klinik" gab jährlich bis zu 8 000, das
Brüderkrankenhaus 37 000 Essen und 3 000 Brote an Notleidende.
Dank vieler Spenden wurde diese schwere Zeit überwunden. Der lange schon
geplante Umbau der "Rumpf´schen Klinik" konnte dann 1924 beginnen. Aus
den nun mittlerweile vier Gebäuden mit unterschiedlichem Höhenniveau
entstand eine verbundene Krankenhausanlage und erhielt den Namen "St.
Elisabeth-Krankenhaus".
Hier gab es schon kleinere Mehrbettzimmer, keine Krankensäale, wie noch
im Brüderkrankenhaus. Das wurde 1926 von den Rheinischen
Berufsgenossenschaften zum "Spezialkrankenhaus für Unfallverletzte"
ernannt. Sogar aus dem Ahrkreis wurden jetzt die Verletzten nach Bonn
gebracht. Weltwirtschaftskrise und andere Prüfungen warfen die beiden
Bonner Krankenhäuser zurück, die Zahl der versorgten Patienten, der
Wöchnerinnen und Neugeborenen stieg jedoch nach 1932 wieder an. Mit der
Einflussnahme der Nationalsozialistischen Partei wuchsen neue Probleme.
1937 drohte dem Brüderkrankenhaus die Beschlagnahme. Die Ärzte des
Krankenhauses regten an, dass die Franziskanerinnen, die sie aus dem St.
Elisabeth Krankenhaus kannten, auch im Brüderkrankenhaus die Pflege
übernehmen könnten.
Damit sollte den unablässigen Angriffen gegen die Brüder die Kraft
genommen werden. Eilends wurden Gespräche aufgenommen. Schon im Juli
wurde den Bonner Zeitungen mitgeteilt, dass nun die Franziskanerinnen
von Waldbreitbach die Pflege übernommen hätten. Das Krankenhaus erhielt
den neuen Namen "St. Petrus-Krankenhaus". Die Brüder legten ihr
Ordenskleid ab, arbeiteten jedoch in Zivil weiter.
Der zweite Weltkrieg versetzte die Ärzte, Schwestern und Brüder in
Schrecken und Panik. Nicht nur die Betreuung und Sorge um die Patienten
hielt sie in Atem, auch die nächtlichen Evakuierungen der Krankenhäuser,
wenn wieder einmal Bomber gesichtet wurden. Und sie kamen schon 1941
fast 100 Mal! Das St. Petrus-Krankenhaus wurde besonders schwer
getroffen, so wie viele andere Bonner Kliniken. Doch die technische
Versorgung im St. Elisabeth-Krankenhaus funktionierte noch, es übernahm
sogar für die Universitätskliniken wichtige Aufgaben.
Endlich, im März 1945, konnten die Brüder das Ordenskleid wieder
anziehen. Die Franziskanerinnen blieben noch bis 1953, halfen beim
Wiederaufbau und betreuten die Kranken. Nachwuchssorgen, die alle
kirchlichen Träger und Orden verspürten, führten dann zum Einzug der
Caritas-Schwestern ins St. Petrus-Krankenhaus.
Die Nachkriegsjahre brachten viel Neues: Die Chirurgie im St.
Elisabeth-Krankenhaus teilte sich auf. Ein neuer Unfallchirurg kam, der
ausschließlich für dieses Krankenhaus zuständig war. Im St.
Petrus-Krankenhaus ging man ähnliche Wege: Ein neuer Unfallchirurg und
Orthopäde wurde dem Chirurgen zur Seite gestellt. Die Ärzteschaft teilte
sich zunehmend auf, um konzentriert in nur einem Krankenhaus
Abteilungen zu stabilisieren und neu aufzubauen. Mit Erfolg, denn immer
häufiger suchten auch Prominente beide Kliniken auf. Der damalige
Bundeskanzler, Dr. Konrad Adenauer, feierte seit 1958 jeden Geburtstag
im St. Elisabeth Krankenhaus, wo sein Priestersohn Paul Adenauer die
Festmesse las. Viele andere Namen ließen sich noch nennen. Über Willi
Brandt und Ludwig Erhard zu Ministern, Politikern, Mitgliedern des
Hochadels, Musikern und Schauspielern. Beide Kliniken legten jedoch
großen Wert auf ihre Nähe zu den Bonner Bürgern, die dieses schätzen.
Aber die Krankenhausstrukturen mussten sich dem Wandel der
gesundheitspolitischen Vorstellungen und des hohen wirtschaftlichen
Drucks ständig anpassen. Spezialisierung und Schwerpunkte wurden
gefordert, auch der Verzicht auf Fachbereiche, die in zu vielen Kliniken
angeboten wurden.
Ein Zusammenschluss der beiden Krankenhäuser auf der Basis ihrer
gemeinsamen Vergangenheit lag schließlich nahe. Vereint läßt sich ein
Konzept zur zeitgemäßen Krankenhausversorgung der Bonner Bevölkerung
leichter und erfolgreicher gestalten.
Heute präsentiert sich das Gemeinschaftskrankenhaus in beständiger
Weiterentwicklung mit neuen Fachabteilungen wie Geriatrie, Kardiologie
und Schmerztherapie, moderner medizinischer Diagnostik und Therapie im
christlichen Geist derer, die beide Keimzellen, das St. Elisabeth- und
das St. Petrus Krankenhaus, gegründet und erfolgreich vorwärts gebracht
haben.
2009 folgte schließlich als dritter Partner das St. Johannes
Hospital, das den Bonnern nicht nur durch seine außergewöhnliche
Architektur ans Herz gewachsen ist.
Tradition und Modernität sind keine Gegensätze. Dafür steht Bonns
ältestes Krankenhaus, das "Bürgerhospital zum heiligen Johannes dem
Täufer", kurz das Johannes Hospital. Das vor 161 Jahren vom "Bonner
Hospital-Verein" erbaute St. Johannes Hospital gehört zu den Bürgern der
Stadt.
Vor eineinhalb Jahrhunderten waren Krankenhäuser vor allem für die Menschen da, die sich die damals übliche ärztliche Pflege und Versorgung zu Hause nicht leisten konnten. Fernab unserer heutigen sozialen Sicherungssysteme war das Gesundheitswesen eine caritative Aufgabe.
Die Reichen kümmerten sich um die Armen - So war das damals auch in Bonn. Begüterte Einwohner der Stadt, an die heute noch Straßennamen wie Niebuhr-, Eller- oder Loestraße erinnern, spendeten für einen guten Zweck. Doch auch Bonner aus weniger gut verdienenden Schichten spendeten etwas. Jeder soviel, wie er gerade verkraften konnte. Das gemeinschaftlich zusammengetragene Geld bildete den Grundstock des am 3. Juni 1842 gegründeten "Bonner Hospitalverein", dessen Statuten am 30. Mai des folgenden Jahres durch persönliches Handschreiben von König Friedrich Wilhelm IV. gebilligt wurden.
Reibereien, bei denen es um Prestigefragen und konfessionelle Eifersüchteleien ging, weil die katholischen Barmherzige Schwestern vom heiligen Karl Borromäus die Versorgung aller Kranken - gleich welcher religiösen Zugehörigkeit - übernehmen sollten, konnten mit der Errichtung einer selbstständigen Stiftung überwunden werden. Als diese vom König durch Kabinettsorder die Korporationsrechte erhielt, war der Weg endgültig frei.
Im August 1849 übergab der Hospitalverein dem Kuratorium der Stiftung
das mittlerweile erworbene Gelände an der Kölnstraße und Wachsbleiche,
auf dem die Bauarbeiten schon begonnen hatten. Bonner Handwerker
leisteten freiwillige Arbeiten und fertigten unter anderem
Einrichtungsgegenstände für die Krankenpflege.
Am 19. November 1849 war die offizielle Einweihung des vom Baumeister
Von der Emden im gotischen Stil errichteten Hauses. Jeder Stein des
Johannes-Hospitals war ein Almosen. Die von Gönnern gestifteten Gelder
legte das Kuratorium zum Großteil in Staatspapieren an. Und die
Zinserträge nutze man, um armen Bürgern Freibetten zu stellen.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Hospital bei Bombenangriffen 1944 und
1945 schwer in Mitleidenschaft gezogen. Doch bereits 1946 konnten wieder
100 Betten belegt werden. Zwei Jahre später waren es bereits
150.
Wiederaufbau 1945
Der ungewöhnlich rasche Wiederaufbau ist nicht zuletzt der Initiative
des damaligen Kuratoriumsvorsitzenden, Landesgerichtspräsident Dittmann,
den Schwestern mit Oberin Longina an der Spitze und vielen freiwilligen
Helfern zu verdanken. Die Sparkasse Bonn gab einen Kredit und das Land
Nordrhein-Westfalen einen Zuschuss, den der spätere
Kuratoriumsvorsitzende, Rechtsanwalt Hermann Müller, vermittelte.
Auf Anweisung der Landesregierung wurde das St. Johannes Hospital, im
Dezember 2005 im Rahmen des Bettenabbaus als stationärer Standort
geschlossen.
Fast vier Jahre später zog wieder neues Leben ins Haus St. Johannes ein. Der Träger des St. Johannes Hospitals, die Gemeinschaftskrankenhaus St. Elisabeth - St. Petrus - St. Johannes Bonn gGmbH fühlte sich dem Stiftungszweck verpflichtet und eröffnete am 20. November 2009 das "Gesundheitszentrum St. Johannes Hospital".
Damit wird das das St. Johannes Hospital weiterhin wie auch früher medizinisch, technisch und komfortmäßig auf der Höhe der Zeit sein und seinen Beitrag dafür leistet, dass die Menschen eine lebenswerte Gegenwart und eine erlebenswerte Zukunft haben.