11.04.2025
Beim Arzt-Patienten-Seminar klärten die Chefärzte des Viszeralmedizinischen Zentrums des Gemeinschaftskrankenhauses, Professor Dr. Franz Ludwig Dumoulin (Innere Medizin) und Professor Dr. Patrick H. Alizai (Allgemein- und Viszeralchirurgie), über das Thema Darmkrebs auf und stellten sich den Fragen der zahlreich erschienenen Interessent:innen in der Cafeteria im Haus St. Petrus.
Aufgrund der engen partnerschaftlichen Kooperation zwischen den Abteilungen bietet das Gemeinschaftskrankenhaus unter einem Dach für alle Bauch-Patient:innen die bestmögliche Diagnostik und Therapie – von der Vorsorge und Krebsfrüherkennung über die Beseitigung früher Tumorstadien mittels schonender endoskopischer Verfahren bis hin zur komplexen tumorchirurgischen Operation. Der Darmkrebs rangiert bei
Frauen an zweiter Stelle der Tumorerkrankungen, bei Männern an dritter Stelle,
und das Risiko einer Erkrankung steigt mit dem Alter, doch lautet die Botschaft
von Prof. Dr. Franz Ludwig Dumoulin: „Darmkrebs ist kein Schicksal.“ Denn er
entstehe meistens aus gutartigen Vorstufen (Polypen) über zehn bis 15 Jahre,
sodass den Vorsorgeuntersuchungen höchste Bedeutung zukomme. Das bedeutet: eine
Darmspiegelung für Männer ab 50, für Frauen ab 55 Jahre und weitere Kontrollen in
Abständen von drei bis zehn Jahren, je nachdem, ob Polypen gefunden wurden. Prof.
Dr. Dumoulin riet entschieden dazu, die Vorsorge-Spiegelung wahrzunehmen, da es
bei Darmkrebs keine Frühsymptome gebe. Inzwischen werden alle Versicherten mit
Erreichen des Alters von 50 Jahren von ihrer Krankenkasse zur Teilnahme am
Darmkrebs-Screening eingeladen. Zum Ausschluss von Krebsvorstufen im oberen
Verdauungstrakt empfiehlt Prof. Dr. Dumoulin Männern außerdem, einmalig auch
eine Magenspiegelung durchführen zu lassen.
Werden bei der Darmspiegelung
kleine Polypen vorgefunden, werden diese gleich bei der Untersuchung abgetragen.
Größere Neubildungen kann Prof. Dr. Dumoulin mittels der endoskopischen
Submukosadissektion (ESD) organerhaltend im Stück entfernen: „Das Präparat wird
dann vom Pathologen untersucht. Stellt er ein geringes Risiko für Lymphknotenmetastasen
fest, bleibt dem Patienten bzw. der Patientin eine Operation erspart.“
Sollte es doch zu
Darmkrebs gekommen sein, operiert Prof. Dr. Alizai minimal-invasiv durch fünf
bis zwölf Millimeter kleine Schnitte. Entscheidend sei, dass eine Ausbreitung des
Krebses durch die Lymphbahnen verhindert werde. Weit über 80 Prozent der
Darmoperationen kämen ohne künstlichen Darmausgang aus, manchmal müsse ein
solcher für vier Wochen gelegt werden, wenn der Tumor weit unten im Darm saß. Unter
der Operation bietet ein spezielles Bauch-Ultraschallgerät hoch aufgelöste
Bilder etwa von der Leber.
Sorgt das minimal-invasive
Operieren und das heute übliche schnelle Mobilisieren der Patient:innen und die
frühere Heranführung an Nahrung dazu, dass sie sich besser von der Operation
erholen, setzt Prof. Dr. Alizai zusätzlich auf Prähabilitation: „Wir bereiten die
Patient:innen mit einem multimodalen Behandlungskonzept optimal auf den
Eingriff vor.“ Dazu gehören Atemtraining, die Kräftigung der Muskulatur durch
leichte körperliche Übungen, eine psychologische Bereuung, Ernährungstherapie,
Rauchstopp und genaue Patienteninformation.
Die
Darmkrebspatienten der Bonner Region profitieren vom Zusammenschluss der Ärzte und
Krankenhäuser zum Integrativen Darmzentrum Bonn/Rhein-Sieg (IDZB), das Diagnostik,
Therapie und Nachsorge in der gesamten Region interdisziplinär und
leitliniengerecht optimiert.