06.05.2015
"Fritzchen“, ruft die Mutter, "du musst Dir noch die Hände waschen, gleich hast Du Klavierunterricht." Antwortet Fritzchen: "Nicht nötig, ich spiele heute nur auf den schwarzen Tasten." Was hier so witzig klingt, ist auch im Alltag ein sehr wichtiges Thema. Sorgfältiges Händewaschen ist notwendig, um die Ausbreitung von Krankheitserregern zu reduzieren. Daran erinnerte der „Aktionstag Saubere Hände“ am 5. Mai.
Wie wichtig saubere Hände wirklich sind und was zu beachten ist, erklärt uns Stefan Titt, Hygienefachkraft am Gemeinschaftskrankenhaus, vorab im Interview:
Welche Hygienemaßnahmen sind im häuslichen Umfeld erforderlich?
Stefan Titt: Im gesunden häuslichen Umfeld reicht im
Alltag das Händewaschen aus. Dieses ist z.B. äußerst sinnvoll bei der
Zubereitung von Speisen und dessen Verzehr. Auch nachdem im Garten gearbeitet
wurde oder jemand unterwegs war und nach Hause kommt. Nicht zu vergessen ist
natürlich das Waschen der Hände nach einem Toilettenbesuch.
Welche Hände-Hygienemaßnahmen sind im klinischen
Alltag sinnvoll?
Stefan Titt:
An die Händehygiene der Mitarbeiter werden im klinischen Alltag deutlich
höhere Anforderungen gestellt, im Vergleich zu den Anforderungen im häuslichen
Umfeld. Im Gegensatz zum häuslichen Umfeld, gilt es im Krankenhaus die
Patienten zu schützen, deren Immunabwehr gegebenenfalls geschwächt ist oder
deren natürliche Abwehrfunktionen und Schutzbarrieren z.B. aufgrund von
Operationen geschwächt sind. Um dies zu gewährleisten, ist es äußerst wichtig,
eine intakte Haut der Mitarbeiter zu erhalten. Aufgrund der Tatsache, dass nach
dem Waschen der Hände die Haut ca. 15 Minuten benötigt, um sich zu
regenerieren, soll im Klinikalltag das Waschen der Hände nur in
bestimmten Situationen erfolgen und auf ein Minimum beschränkt werden.
Im Klinikalltag ist es deutlich sinnvoller, dass
die Hände entsprechend den fünf Indikationen zur Händedesinfektion desinfiziert
werden. Zu diesen zählen folgende Situationen gemäß der Aktion Saubere Hände,
an der sich das Gemeinschaftskrankenhaus seit über zwei Jahren beteiligt: Vor-
und nach einem Patientenkontakt, nach dem Kontakt mit der unmittelbaren
Patientenumgebung, vor einer aseptischen Tätigkeit, z.B. dem Richten einer
Infusion oder dem Kontakt mit potentiell infektiösem Material. Die Haut wird
bei der Durchführung der Händedesinfektion deutlich weniger belastet, da die
natürlichen Hautfette erhalten bleiben. Gleichzeitig erfolgt eine deutlich
höhere Reduktion der potentiell krankheitserregenden Hautflora, so dass die
Patienten deutlich besser geschützt werden.
Im Krankenhaus hängen überall Plakate/
Informationen zur Handhygiene, warum hat Handhygiene im Krankenhaus so einen
zentralen Stellenwert?
Stefan Titt:
Unser primäres Ziel im Krankenhaus ist es, einen schnellen
Heilungsprozess des Patienten zu erreichen und seinen Aufenthalt so kurz wie
möglich zu gestalten. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es erforderlich, den
Patienten vor zusätzlichen Infektionen zu schützen. Aus diesem Grund animieren
wir auch Angehörige und Besucher eine Händedesinfektion vor dem Kontakt mit
unseren Patienten durchzuführen.
Welche
Schritte sind erforderlich, um eine Händedesinfektion richtig durchzuführen?
Stefan Titt:
Im Rahmen der Ausbildung lernen unsere Mitarbeiter, welche Schritte für
eine korrekte Händedesinfektion erforderlich sind.
Für unsere Patienten, deren Angehörige und
Besucher ist es sinnvoll, diese Schritte leicht umsetzbar und vor allem nachvollziehbar
darzustellen. Im Rahmen der Händedesinfektion existieren zunächst zwei
Grundvoraussetzungen: Um Hautschäden zu vermeiden, sollen die Hände vor der
Desinfektion trocken sein und die Menge des Desinfektionsmittels muss
ausreichen, um die gesamte Hand zu benetzen. Wenn das Desinfektionsmittel die hohle Hand füllt,
ist eine ausreichende Menge vorhanden. Beim Verteilen des Desinfektionsmittels
ist darauf zu achten, dass die gesamten Hände ausreichend benetzt sind. Dabei
gilt es die Nagelbetten der Fingernägel nicht zu vergessen. Auch die
Fingerzwischenräume, die Daumenaußenseiten und die Handrücken müssen ebenfalls
mit dem Desinfektionsmittel eingerieben werden. In einem letzten Schritt gilt es, die Hände solange miteinander zu
verreiben, bis das Desinfektionsmittel vollständig abgetrocknet ist. Dies ist
vor allem wichtig, um Hautschäden vorzubeugen, denn nur so können die im
Händedesinfektionsmittel enthaltenen Pflegeprodukte ihre Wirkung entfalten.
Am Aktionstag werden die Hygienefachkräfte des Gemeinschaftskrankenhauses, Frau Birte Pommer und Herr Stefan Titt, im Krankenhaus mit einer Schwarzlichtbox unterwegs sein und auf Keime checken. Zudem besteht die Möglichkeit, sich über die fünf Indikationen zur Händedesinfektion zu informieren, Hautschutzprodukte zu testen und sonstige Fragen zu stellen, die sich im Alltag ergeben.