01.04.2014
Tiere haben eine ganz besondere Art und Weise, mit Menschen zu kommunizieren und ihre Stimmung positiv zu beeinflussen. Dies macht sich das geriatrische Team des Gemeinschaftskrankenhaus zu Nutze, in dem es ab sofort Hunde einsetzt, um ältere Menschen aktiv in ihre Genesung einzubinden
Gebeugt, still, bewegungslos, teils im Rollstuhl, warten die Patienten mit Ergotherapeutin Mira Miodek auf die angekündigte tiergestützte Therapie. Als Tiertherapeutin Susanne Schattulat mit den beiden Golden RetrievernNi᷉no und Maja den Raum betritt, ändert sich sofort die Grundstimmung: Bewegung in den Gesichtern und Händen, die zum Streicheln ausgestreckt werden. Wer den Umgang mit Hunden gewöhnt ist, reagiert besonders intensiv und erzählt gleich von den eigenen Erlebnissen. Für die anderen erläutert Frau Schattulat, ausgebildete Krankenschwester mit Weiterbildung in tiergestützter Therapie,dass die Hunde für den Umgang mit kranken oder hilfsbedürftigen Menschen ausgebildet und vollkommen friedlich sind. Da bewegt auch der alte Herr, der so starr im Rollstuhl saß, dass man glauben konnte, er sei gelähmt, zuerst zaghaft, dann immer mutiger seine Hä Hände auf den verschmusten Ni᷉nozu und berührt sein Fell. Am Ende der Stunde wird er so aufgelebt sein, dass er den unbekannten Mit-Patienten unentwegt Geschichten aus seinem Leben erzählt.
Es ist erstaunlich, welches Leben die Hunde in den betagten Patienten der Geriatrie des Gemeinschaftskrankenhauses wecken: Alle Aufmerksamkeit gilt den Tieren. Als Frau Schattulat die Kranken auffordert, die Hunde zu bürsten, tun sie das mit großer Hingabe, vergessen dabei vollkommen ihre Behinderungen und Schmerzen, ihre Traurigkeit sowieso. Es werden positive Erinnerungen wach und Initiative geweckt: Die Patienten locken die Hunde zu sich, und eine ruft aus: "Na, du, ich würd‘ ja gern mit dir spazieren gehen." Was spielerisch aussieht, folgt in Wirklichkeit festgelegten Therapiezielen. Und tatsächlich zeigen sich rasch stimmungsaufhellende, aktivierende undstabilisierende Effekte.
Geraldine de Stefano, Leiterin der Ergotherapie: "Die Hunde sprechen die Seele an. Auch Depressive und Demenzerkrankte machen danach bei der Behandlung viel motivierter mit." Wichtig sei auch, dass die Hunde Gesprächsstoff liefern und bei neurologisch-psychiatrischen Krankheitsbildern "als Türöffner" wirken, erläutert Frank Otten, Chefarzt der Geriatrie: "Plötzlich erzählen sie von ihren Problemen, und so kommen wir an die Ursache für chronische Schmerzen oder Depressionen heran und können hier mit der Behandlung ansetzen." Ähnlich wirke die Musiktherapie, die jetzt ebenfalls zum geriatrischen Behandlungskonzept gehört: "Die positive Emotionalität, ein Gefühl von Geborgenheit unterstützt wirksam unsere ganzheitliche Behandlung."
Das Spektrum an Krankheitsbildern in der Geriatrie ist sehr groß: etwa von der Lungenentzündung (internistisch) über Parkinson und Schlaganfall (neurologisch), Depression und Demenz (geronto-psychiatrisch), operierte oder konservativ behandelte Brüche (orthopädisch) bis hin zu Krebserkrankungen. Neben dem klaren medizinischen Versorgungsauftrag der Fachabteilung für den älteren Menschen ist das Ziel auch, eine Pflegebedürftigkeit zu verhindern und so viel Selbständigkeit wie möglich zu erhalten oder wieder herzustellen. Von der strukturierten Befundung, dem Assessment, bis zur individuell angepassten Therapie wirken dazu die geriatrischen Fachärzte mit den Pflegenden und den Therapeuten zusammen.
Auch die betagten Patienten in den anderen Abteilungen profitieren von der geriatrischen Expertise. Otten: "Angesichts der zunehmenden Spezialisierung sind die Geriater die Allgemeinmediziner des Krankenhauses, die verhindern, dass die Probleme des älteren Patienten übersehen werden."
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Die Auszeichnung mit dem Qualitätssiegel Geriatrie für Akutkliniken des Bundesverbandes Geriatrie wertet er als Bestätigung und Ansporn, "uns weiter zu entwickeln, um unseren Patienten die beste Therapie zukommen zu lassen."
Der Kontakt mit den Tieren trägt wirksam dazu bei, dass im Krankenhaus eine positive Emotionalität, ein Gefühl von Geborgenheit erlebt wird, wie eine Patientin es am Ende der Therapiestunde ausdrückt: "Wenn die Hunde einen so angucken, meint man, sie verstehen uns."
Abteilung für Geriatrie
Chefarzt:
Frank Otten
Sekretariat:
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