Fast 20 Jahre hat Dr. Dr.h.c. Wolfram H. Bell die Chirurgische Abteilung des Gemeinschaftskrankenhauses erfolgreich geleitet und weiterentwickelt. Am 9. Januar wurde er in einer Feierstunde in den Ruhestand verabschiedet. Nachfolger ist PD Dr. Bernd Sido, wie Dr. Bell Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie.
Chefarzt Dr. Dr. h.c. Wolfram H. Bell feierlich von Vorgesetzten und Kollegen verabschiedet
Rückschau, Würdigung, Dank, Abschied und Segenswünsche - so lautete das Programm, als der langjährige Chefarzt der Chirurgie, Dr. Dr. h.c. Wolfram H. Bell, im feierlichen Rahmen von seinen Vorgesetzten, Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand verabschiedet wurde. Besonders freute es ihn, dass Bruder Tarcisius, der ehemalige Superior des St. Petrus-Krankenhauses, der 1992 am Auswahlverfahren für die Aufgabe "in erster Reihe", wie der Krankenhausobere Christoph Bremekamp es in seiner Begrüßung formulierte, beteiligt war, an der Feier teilnahm.
Den damaligen Ärztlichen Direktor Dr Hilmar Hüneburg, der als Chefarzt der Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie über die ganze Wegstrecke eng mit Dr. Bell zusammenarbeitete, hatte er gebeten, die Würdigung seitens der Kollegen zu sprechen. Dr. Hüneburg tat dies vor dem Hintergrund zeitgeschichtlicher und vor allem gesundheitspolitischer Ereignisse - so zählte er acht Gesundheitsreformen in neun Jahren auf, die marktwirtschaftlichen Faktoren und dem Wettbewerbsgedanken im Krankenhausbetrieb immer mehr Bedeutung verschafften, so dass ein Chefarzt nicht nur an seiner medizinischen Expertise, sondern zunehmend auch an seiner Führungsfähigkeit und seinen Managerqualitäten bei der Profitmaximierung gemessen werde und sich die Frage stelle, ob am Krankenbett die Wertschöpfung wichtiger geworden ist als die Wertschätzung.
Herrn Dr. Bell bescheinigte Dr. Hüneburg, dass er, seinem christlichen Menschenbild und dem medizinischen Ethos entsprechend, "soziale Kompetenz gelebt", immer "Interesse am Menschen, dem Patienten wie dem Mitarbeiter", gezeigt und sich durch Empathie, Teamgeist und Motivationsfähigkeit ausgezeichnet habe. So sei die Zusammenarbeit am OP-Tisch stets von Wertschätzung und Kompetenz geprägt gewesen.
Fachlich bedeutete der Eintritt von Dr. Bell, Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie ins Haus St. Petrus 1992 die Einführung der minimal-invasiven Chirurgie mit Minischnitten und Spezialinstrumentarium unter Videokamerakontrolle". Bereits in der ersten Woche führte er die erste laparoskopische Gallenblasen-OP durch und wandte diese schonende und schmerzarme Operationstechnik dann sukzessive auch bei der Blinddarmoperation, der Beseitigung von Leistenbrüchen und von Reflux-Erkrankungen, schließlich bei Dickdarmentfernungen bei Divertikulitis und auch bei bösartigen Tumoren des Dick- und Enddarms an, so dass inzwischen weit über die Hälfte der Eingriffe in minimal-invasiver Technik durchgeführt wird.
Aber auch bei offenen Operationen sorgen Fast-Track-Verfahren dafür, dass die Patienten früher Kost aufnehmen und schneller wieder auf den Beinen sind. Außerdem wurde das Schmerzmanagement optimiert. Inzwischen ist die chirurgische Abteilung, seit 2005 im Haus St. Elisabeth, in das Integrative Darmzentrum Bonn-Rhein/Sieg eingebunden. Die wöchentlich stattfindenden Tumorkonferenzen dienen der qualifizierten Versorgung der Patienten.
Für die Leitungsebene bescheinigte Andreas Latz, Geschäftsführer des Gemeinschaftskrankenhauses, Dr. Bell, die Fachabteilung Chirurgie "mit besten Perspektiven aufgestellt" und dazu beigetragen zu haben, "dass das Gemeinschaftskrankenhaus in Bonn als christliches Haus wahrgenommen wird". Er dankte Dr. Bell dafür, dass er seine Dienstzeit verlängert hat, bis der richtige Nachfolger, PD Dr. Bernd Sido, ebenfalls Facharzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie, gefunden war. .
Dr. Bell verteilte zum Schluss Komplimente an seine Mitarbeiter und an seine Ehefrau, wünschte den Kollegen "weiterhin viel Freude" bei ihren Aufgaben und gab ihnen den Rat: "Bleiben Sie untereinander kommunikativ."
Brigitte Linden