In der Kardiologie des Gemeinschaftskrankenhauses wurde jetzt erstmals ein Herzschrittmacher eingesetzt, mit dem Patienten die strahlenfreie Diagnostik des MRT möglich ist.
Bei mittlerweile über 500.000 Patienten in Deutschland sorgt ein Herzschrittmacher mit elektrischen Impulsen dafür, dass das Herz schnell genug schlägt. Konnte bei diesen Patienten eine Diagnostik mit Magnetresonanztomograph (MRT) bislang nur unter Einschränkungen durchgeführt werden, weil die starken elektromagnetischen Felder gefährliche Auswirkungen auf den Patienten wie auf die Funktionstüchtigkeit des Schrittmachers haben können, wurde in der
Kardiologie des Bonner Gemeinschaftskrankenhauses (Chefarzt: Privatdozent Dr. Luciano Pizzulli) jetzt erstmals ein MRT-fähiges Modell eingesetzt. Damit steht das hochpräzise bildgebende Verfahren ohne belastende Röntgenstrahlen nun auch Schrittmacher-Patienten offen.
"Es geht der Patientin sehr gut", sagt das Team um Dr. Pizzulli, bestehend aus den Oberärzten Dr. Peter Müller und Dr. Theodoros Ballidis, das den Eingriff im Haus St. Petrus vornahm. In ihrem Fall seien nach einer neurochirurgischen Operation am Gehirn regelmäßige Kernspin-Untersuchungen des Kopfes sehr wichtig. Der neuartige Schrittmacher, der nach Abschluss einer zweijährigen internationalen Studie, an der auch die Bonner Universitätsklinik teilnahm, vor kurzem die Zulassung erhielt, ist laut Dr. Pizzulli eine "exzellente Weiterentwicklung, denn schließlich können auch Träger von Herzschrittmachern an anderen Organsystemen erkranken. Zudem brauchen wir häufig bei Patienten mit Vorhofflimmern, nach Herzinfarkt oder Schlaganfall eine Kernspin-Untersuchung. Hier arbeiten wir eng mit den Kollegen der Radiologie in unserem Herz- und Gefäßzentrum zusammen."
Bestand bei den herkömmlichen Herzschrittmachern die Gefahr, dass sich die Elektroden - dünne, über 50 cm lange Metalldrähte, die im Vorhof und in der Herzkammer verankert sind und den elektrischen Impuls von dem im Schulterbereich unter die Haut implantierten Schrittmacher zum Herzen übertragen - in den Magnetfeldern des MRT erhitzen, so dass das Gewebe in der direkten Umgebung der Elektrodenspitze geschädigt werden kann, wird dies bei dem neuen MRT-tauglichen Modell verhindert. Denn die Drähte der Elektroden sind so gewickelt, dass sich die magnetischen Kräfte neutralisieren.
Auch die Gefahr, dass die Magnetfelder die Elektronik und Funktion des Schrittmachers stören, ist bei dem neuen Gerät gebannt. Dr. Ballidis: "An den internen Schaltkreisen wurden Veränderungen vorgenommen, so dass sie nicht störanfällig sind. Außerdem lässt sich der Schrittmacher in einen gesonderten Modus programmieren, so dass er für die Zeit der Untersuchung im MRT auf das Magnetfeld gar nicht reagiert."
Mit Ausnahme des Brustbereichs seien für Schrittmacherpatienten mit dem neuen Gerät nun alle MRT-Untersuchungen erlaubt: so bei Erkrankungen des Hirns, des Rückenmarks, der Wirbelsäule und der Gelenke. Dr. Müller: "Mit dieser medizinischen Neuerung können jetzt alle Patienten versorgt werden, die einen Herzschrittmacher benötigen und bei denen die Notwendigkeit einer Kernspin-Untersuchung wahrscheinlich ist."
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