Qualitätsmanagement und Zertifizierung – das sind zwei Bereiche, mit denen sich jetzt und in Zukunft alle deutschen Krankenhäuser auseinandersetzen müssen. Ein Interview mit dem Kaufmännischen Direktor Prof. Dr. Christof Schenkel-Häger.

Qualitätsmanagement und Zertifizierung - das sind zwei Bereiche, mit denen sich jetzt und in Zukunft alle deutschen Krankenhäuser auseinandersetzen müssen. Und auch für die Patienten wird es immer wichtiger, die Vorteile für sich darin zu erkennen. Daher möchten wir an dieser Stelle einige Fragen zu diesen Themen stellen. Rede und Antwort steht stellvertretend für das Direktorium des Gemeinschaftskrankenhauses Bonn, Prof. Christof Schenkel-Häger, Kaufmännischer Direktor.
1. Der neue Begriff Qualitätsmanagement suggeriert, dass es das früher gar nicht gegeben hat. Wurde früher wirklich nicht reflektiert, bzw. wie hat sich das in den vergangenen Jahren weiterentwickelt?
Der Begriff Qualität spielt in der Medizin und im Krankenhaus seit vielen Jahrzehnten eine wichtige Rolle. Insofern ist das Thema Qualität alles andere als neu. Die Krankenhauswelt ist aber seit den 90er Jahren deutlich komplizierter geworden: Bildung von abteilungsübergreifenden Zentren, Einzug der Informationstechnologie, High-Tech-Medizin oder gesetzliche Vorgaben zur Qualitätssicherung im Krankenhaus sind nur einige Stichworte in diesem Zusammenhang. Das Zusammenspiel all dieser Faktoren muss unter qualitativen Gesichtspunkten gesteuert werden, wofür das Wort Qualitätsmanagement steht.
2. Was ist das Ziel des QM?
Das übergeordnete Ziel des Qualitätsmanagements ist eine optimale und sichere Patientenbehandlung. Einerseits bedeutet das, dass ärztliche, pflegerische und weitere therapeutische Entscheidungen und Handlungen nach international anerkannten Standards durchgeführt werden. Andererseits wird die langjährige Erfahrung von Fachärzten und Pflegenden eingebunden, um dem einzelnen Patienten medizinisch und menschlich gerecht zu werden. Zahlreiche weitere Personen und Bereiche im Krankenhaus ermöglichen aber erst das Funktionieren eines Krankenhauses.
3. Wie erreichen Sie das im Gemeinschaftskrankenhaus?
Von entscheidender Bedeutung sind die Qualifikation und die Erfahrung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Behandlungsabläufe werden regelmäßig analysiert und womöglich weiter verbessert. Patienten und zuweisenden Ärzten ist Gelegenheit gegeben, Lob und Beschwerden zu äußern. Diese Hinweise werden sehr ernst genommen, indem Informationen weitergeleitet und Verbesserungen umgesetzt werden.
4. Was haben die Patienten davon?
Die Patienten können erwarten, dass sie eine Behandlung nach dem derzeitigen medizinischen Standard erhalten und dass das Gemeinschaftskrankenhaus diesen Standard auch zukünftig sicherstellt. Das wäre aber nicht genug: Wichtig ist, dass sich der Patient angenommen, akzeptiert und gut versorgt fühlt.
5. Wie wirken die Mitarbeiter am QM mit?
Da gibt es zahlreiche Möglichkeiten: Qualitätsbeauftragte in den Abteilungen, Erarbeitung neuer Behandlungsstandards in Arbeitsgruppen, Qualitätszirkelarbeit, Teilnahme an Projekten, Fort- und Weiterbildungen und anderes mehr.
6. Stichwort Zertifizierung: das Gemeinschaftskrankenhaus ist nach KTQ und proCumCert zertifiziert. Was heißt das?
KTQ und proCumCert sind Prüfungen, denen sich Krankenhäuser bezüglich ihres Qualitätsmanagements unterziehen können. Dazu kommen sogenannte Visitoren ins Haus. ProCumCert ist für konfessionelle Einrichtungen vorgesehen, KTQ ist dabei eingeschlossen.
7. Einmal zertifiziert - immer zertifiziert?
Nein das Zertifikat muss alle drei Jahre erworben werden.
8. Das ist also ein Baustein des Gesamt-QM?
"Baustein" ist eine gute Bezeichnung, denn das Ziel von Qualitätsmanagement ist jeder einzelne Patient und kein Zertifikat. Das geht über ein Zertifikat weit hinaus. Die Zertifizierung stellt aber eine gute Selbstbewertung dar.
9. Ausblick in die Zukunft: Wie sieht das Gemeinschaftskrankenhaus im Jahr 2013 aus?
Unser derzeitiges medizinisches Angebot ist von hoher Qualität. Wir arbeiten daran, es für unsere Patientinnen und Patienten weiter zu entwickeln und zu erweitern. Dazu werden wir medizinisch und gerätetechnisch auf modernem Stand bleiben sowie unsere Räumlichkeiten laufend modernisieren. Wir werden die Zusammenarbeit und bestehende Kooperationen mit Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten ausbauen, um die Patienten bestmöglich zu behandeln.
10. Wie wird sich die Kliniklandschaft in Deutschland generell entwickeln?
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Krankenhäuser sind denkbar schlecht. Das bezieht sich auf die Finanzmittel seitens der öffentlichen Hand ebenso wie auf die Vergütung seitens der Krankenkassen. Das wird dazu führen - da sind sich die Experten einig - dass bis zu einem Drittel aller Krankenhäuser bis 2015 werden schließen müssen. Das einzelne Krankenhaus muss sich dieser Entwicklung stellen und zwei Ziele erreichen: einerseits über eine gute Behandlungsqualität für Patienten und niedergelassene Ärzte attraktiv sein und andererseits wirtschaftlich arbeiten.
11. Was bedeutet das für die Patienten?
Die Lage in ländlichen Gebieten wird sich ändern. Es wird vermutlich Einrichtungen der stationären Akutversorgung geben, die den Patienten nach der Erstversorgung innerhalb von ein bis zwei Tagen in größere Krankenhäuser weiterleiten. Patienten werden längere Wege in Kauf nehmen müssen, zumal sich auch die Versorgung durch niedergelassene Ärzte infolge Nachwuchsmangel verschlechtern wird. Das Krankenhausangebot in größeren Städten wie Köln oder Bonn dagegen wird erhalten bleiben. Die Krankenhäuser werden aber in einem stärkeren Wettbewerb zueinander stehen. Das Gemeinschaftskrankenhaus wird seinen Platz in diesem Wettbewerb behaupten.
Prof. Christof Schenkel-Häger ist kaufmännischer Direktor des Gemeinschaftskrankenhauses. Das Gespräch mit ihm führte Katharina Müller-Stromberg.