08.08.2006
Bonner Ärzte helfen schwer verletztem Sudanesen mit einzigartiger Knie-Operation
Bonn. 14 Tage ist es her, da wurde Gillo Oret Gillo Okello (43) im Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie des Gemeinschaftskrankenhauses Bonn operiert. In einem mehrstündigen Eingriff setzte Chefarzt Dr. Jochen Müller Stromberg dem Sudanesen im Haus St. Petrus eine eigens für ihn angefertigte Prothese ein. Damit fand ein monatelanger Leidensweg sein Ende.
Der Mitarbeiter einer irischen Hilfsorganisation und sein Fahrer waren im März von bewaffneten Zivilisten im Südsudan abends niedergeschossen worden. "Ich hatte sechs Einschüsse im Körper", berichtet Okello und zeigt die diversen, inzwischen recht gut verheilten Narben.
Ein Schuss der unbekannten Angreifer hatte aber besonders verheerende Folgen: Er zerstörte ihm das linke Knie. Okello wurde mithilfe der UN in die Hauptstadt Khartum geflogen. In einer ersten OP versorgten Ärzte dort das Bein so gut wie möglich. "Die medizinische Ausrüstung im Sudan ist jedoch nicht gut genug", erklärt Dr. Jochen Müller-Stromberg.
Deshalb kam Okello, dessen Schwester mit einem Deutschen verheiratet ist und in Meckenheim lebt, auf der Suche nach Medizinern, die sein Bein retten können, nach Deutschland und letztendlich ins Petruskrankenhaus. Dort werden jährlich rund 1 400 Prothesen eingesetzt.
"Der Patient hatte einen Schussbruch erlitten, der obere Teil des Knies sowie 20 Zentimeter vom Knochen des unteren Oberschenkels fehlten. Der Einsatz eines Kunstgelenks war nicht möglich", sagt Müller-Stromberg. Mit einem "maßgeschneiderten" so genannten Arthrodesestab aus Stahl konnte er Okello jedoch helfen.
"Herr Okello kann das Bein nicht knicken, aber belasten und laufen", erklärt Müller-Stromberg. Der Patient, der am Freitag aus dem Krankenhaus entlassen wurde und noch diesen Monat in seine Heimat zurückkehren möchte, ist froh: "Der Eingriff war gut, ich bin glücklich. Die Prothese wird lange halten und ich habe keine Schmerzen mehr."
Sein Dank gilt nicht nur den Bonner Medizinern, sondern vor allem auch seinem Arbeitgeber, seinen Arbeitskollegen und Freunden. Sie haben die rund 11 000 Euro teure OP finanziert.