Für unsere Mitarbeitenden haben wir den Arzt und Kabarettisten Dr. Eckart von Hirschhausen für Vorträge und Seminare zum Thema „Humor im Krankenhaus“ gewonnen.
Näheres dazu in dem Interview mit Dr. von Hirschhausen:
1) Wofür setzen Sie sich mit Ihrer Stiftung HUMOR HILFT
HEILEN ein?
Ursprünglich ging es los mit den Clowns auf
Kinderstationen. Inzwischen gehen die Clowns auch viel zu alten Menschen, die
sich unglaublich über Besuch freuen und gerade durch Musik sehr gut zu
erreichen sind. Inzwischen machen wir große Forschungsprojekte zum Beispiel zu
einer Humorintervention nach einem Schlaganfall bei Erwachsenen, oder zu der
Frage was passiert, wenn Pflegekräfte selber in Workshops ihren eigenen Humor
wieder entdecken und einsetzen. Eine Errungenschaft ist auch die öffentliche
Wahrnehmung. Anfangs wurden wir belächelt, jetzt werde ich als Eröffnungsredner
für Ärztekongresse gebucht und arbeite mit Ministerien und anderen Stiftungen
zusammen. Vielleicht stehen uns unsere größten Erfolge noch bevor, dass es zum
Beispiel Humor auf Krankenschein gibt. Das möchte ich noch erleben!
2) Sie sind angetreten, um heilsame Stimmung im
Krankenhaus zu fördern, wie gut ist das schon gelungen?
Die Stiftung gibt es erst seit 8 Jahren, aber wir haben
mit einem sehr kleinen Team bereits unglaublich viel erreicht, in über 100
Projekten von Clowns im Krankenhaus und über 200 Workshops für Pflegekräfte.
Zudem haben wir 4 Forschungsprojekte auf den Weg gebracht, die zeigen, warum
Lachen tatsächlich die beste Medizin ist. In der Summe konnten wir 2,5 Million
Euro für mehr heilsame Stimmung im Krankenhaus bewegen, darauf bin ich schon
ein bisschen stolz.
3) Warum sind Ihnen die Mitarbeiter des
Gemeinschaftskrankenhauses wichtig für ihren Humor-Impuls?
Jeder Mensch im Krankenhaus ist Teil der heilsamen
Wirkung. Und dafür braucht es authentische Kommunikation, Herzlichkeit und auch
eigene Seelenhygiene. Vieles davon lässt sich vermitteln und üben. Und mein
Ziel ist, diese Kurse in Zukunft an allen Pflegeschulen und in der
Medizinerausbildung zu etablieren. Umso mehr freue ich mich auf die
Zusammenarbeit mit dem Gemeinschaftskrankenhaus, was ich bereits über ein
Projekt mit den „Singenden Krankenhäusern“ kennen gelernt habe. Aus diesem
Kontakt entstand der Wunsch, 2016 an mehreren Stellen für mehr Menschlichkeit
und Humor Anregungen zu geben.
4) Kann man Humor lernen?
Man kann ihn verlieren, also kann man ihn auch wieder
finden! Es geht überhaupt nicht darum ein falsches Lachen oder sich eine
Pappnase aufzusetzen und das lustig zu finden. Humor ist nichts
Oberflächliches, sondern das tiefe Einverständnis in die Absurdität des Lebens.
Und wo könnte man das tiefer verstehen als im Krankenhaus, wo es immer um
existentielle Fragen geht, an denen wir verzweifeln können, verrückt werden,
oder in dem Gefühl, damit nicht alleine zu sein auch die Perspektive ändern zu
können. „Humores“ waren bei den alten Griechen die Körpersäfte, die wieder ins
Gleichgewicht kommen sollen, denn sonst vertrocknet man innerlich. Und im
Gesicht.
5) Was haben die Patienten von den Workshops? Inwiefern
profitieren die Patienten?
Das Lachen gegen Schmerzen
helfen kann, ist wissenschaftlich belegt. Das kann jeder eigenhändig
überprüfen. Hauen Sie sich mit einem Hammer auf den eigenen Daumen. Einmal
alleine und dann noch einmal in Gesellschaft. Sie spüren den Unterschied.
Alleine tut es lange weh, in Gesellschaft muss ich über mein Missgeschick
lachen, und der Schmerz lässt nach. Die Wirkung hält länger an und geht weit
über „Ablenkung“ hinaus. Wer viel lacht, lebt länger. Man kann Humor aber nicht
als Tablette einnehmen, nur als Haltung. Wenn ich mit Anderen lachen kann,
lässt der Schmerz schneller nach. Deshalb sollte niemand allein mit seinen
Schmerzen sein und etwas zu lachen bekommen. Mithilfe unserer Seminare
verbessern wir die Stimmung und Kommunikation innerhalb des Klinikpersonals und
wenn die Atmosphäre gut ist, kommt das natürlich auch den Patienten zugute.
Eine einfache Übung im Workshop heißt: Fang erst an, mit jemandem zu sprechen,
wenn Du seine Augenfarbe benennen kannst. Dieser kleine „Augenblick“ der
Aufmerksamkeit verändert die Kommunikation. Patienten fühlen sich oft wenig
„gesehen“ und das hat etwas mit Zeit aber auch mit Achtsamkeit und Respekt zu
tun. Und das tut allen Seiten gut!