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Mit vereinter Expertise gegen Schluckstörungen

Intensivpatient:innen, die länger als 48 Stunden invasiv beatmet werden, leiden häufig unter einer anschließenden Dysphagie (Schluckstörung) mit der Gefahr der stillen Aspiration, dem unbemerkten Verschlucken von Nahrungspartikeln, die eine lebensgefährliche Lungenentzündung auslösen können. Am Gemeinschaftskrankenhaus hat unter Federführung des Chefarztes Geriatrie, Frank Otten, ein interdisziplinäres Team aus Intensivmedizin und Intensivfachpflege, Geriatrie sowie Logopädie ein Konzept zur Therapie der sogenannten Post-Extubations-Dysphagie entwickelt.

Geriater Frank Otten und Logopädin Maria Brand bei einer FEES-Diagnostik
Geriater Frank Otten und Logopädin Maria Brand bei einer FEES-Diagnostik

Während der Corona-Pandemie ist die „künstliche Beatmung“ in den Fokus gerückt: Über einen Tubus, einen Schlauch, der in Narkose über den Mund oder die Nase durch den Rachen und die Stimmritze in die Luftröhre geführt wird, bleiben während Narkose oder Bewusstlosigkeit die Atemwege offen. Der Patient bzw. die Patientin erhält den lebenswichtigen Sauerstoff so über ein Beatmungsgerät. Bei längerfristiger Beatmung wird der Tubus durch einen kleinen Einschnitt am Hals geführt (Trachealkanüle). Nach der Extubation muss dann unter Umständen nicht nur das Atmen, sondern auch das Schlucken wieder trainiert werden.

Vor einigen Jahren wurde erstmals eine Sonderform von Schluckstörungen beschrieben, die typischerweise bei „frisch“ extubierten Intensivpatient:innen auftritt: die Post-Extubations-Dysphagie (PED). Eine der Ursachen ist ein sehr ernst zu nehmendes Gesundheitsproblem: das Versagen des peripheren Nervensystems (bekannt als Critical-Illness-Polyneuropathie CIP). Betroffen sind laut Oberarzt Dr. Gerrit Schuhmacher, Leitung Intensivstation Haus St. Petrus des Gemeinschaftskrankenhauses, „fast alle schwerstkranken Patientinnen und Patienten“.

Denn der Schluckakt, ein komplexes Zusammenspiel von Nerven, Muskeln und Steuerungsmechanismen, ist anfällig für Störungen. Schluckfähigkeit und Atemfunktion stehen biologisch in einem unmittelbaren Zusammenhang. Probleme treten oft bei Intensivpatient:innen auf, die über mehrere Stunden oder Tage über einen endotrachealen Tubus invasiv beatmet wurden – umso eher, je älter und kränker sie sind und je länger sie intubiert waren. Dabei spricht man bereits bei einer Dauer von über 48 Stunden von einer Langzeitbeatmung.

Die PED stellt somit ein hohes Gesundheitsrisiko dar. Die Betroffenen erleiden häufiger Komplikationen, entwickeln Lungenentzündungen, müssen eher re-intubiert werden, benötigen länger Intensivmedizin und Nahrung über eine Magensonde.

Die Folgen der PED können aber eingedämmt werden, wenn Störungen rechtzeitig erkannt werden. Auf der Intensivstation des Hauses St. Petrus wird daher bei Schwerkranken, die länger als 48 Stunden invasiv beatmet wurden, ein Screening durchgeführt. Die Kompetenz der Intensivfachpflege ermöglicht eine Ersteinschätzung des Aspirationsrisikos anhand eines festgelegten Verfahrens. Die Expertise der Logopädie ist gefragt, wenn das Screening auffällig ist. Die logopädische Abteilung führt dann eine klinische Untersuchung durch. Ergeben sich dabei Anzeichen oder Risiken für eine Post-Extubations-Dysphagie, führt Geriater Frank Otten zusammen mit der Logopädie eine FEES-Diagnostik (Funktionelle endoskopische Evaluation des Schluckens) durch. Dazu wird ein ca. drei Millimeter dünnes Endoskop mit Lichtquelle und Kamera über den Nasengang und den weichen Gaumen bis vor den Kehlkopf eingeführt. Die Untersuchung ist für die Patient:innen nicht belastend. Otten: „Wir nehmen uns dabei immer die Zeit, die für den Patienten oder die Patientin individuell nötig ist.“

Die FEES macht den Schluckprozess sichtbar. Die Auswertung der Untersuchung ist komplex und berücksichtigt motorische, sensible und neurologische Aspekte.
Otten: „So können wir einerseits die Funktion und das Zusammenspiel von Rachen- und Kehlkopfmuskulatur sowie die Bewegungsfähigkeit der Stimmbänder beobachten und andererseits auch die Zuverlässigkeit von Schutzreflexen beurteilen. Diese sorgen beim Gesunden dafür, dass eine Aspiration verhindert wird.“

Aus medizinischer und logopädischer Sicht ist es sinnvoll, rechtzeitig mit einer möglichen Therapie zu beginnen. Diese umfasst Sekretmanagement, die Förderung der sensiblen Mundwahrnehmung sowie der Mund- und Zungenmotorik und das Trainieren von Husten- und Stimmkraft. Dies verbessert die Atmung und fördert die Schluckfähigkeit.

 
 

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