Die Endoskopie hat in der Diagnostik von Krebsvorstufen und Frühkrebs in Speiseröhre, Magen, Dick- und Enddarm enorme Fortschritte gemacht. In wenigen europäischen Zentren können mit dem Verfahren der Endoskopischen Submukosadissektion (ESD) solche Frühstufen organerhaltend therapiert werden. Zum Beispiel seit zehn Jahren durch Chefarzt Prof. Dr. Franz Ludwig Dumoulin und sein Team in der Inneren Medizin am Gemeinschaftskrankenhaus. Zum dritten Mal hatte er jetzt Prof. Dr. Tsuneo Oyama, einen der Begründer und weltweit geschätzten Experten, zu einem Tutorial und Symposium zu Gast, an dem zwölf Mediziner aus ganz Deutschland teilnahmen.
Die endoskopische Submukosadissektion (ESD) ermöglicht die „en bloc“-Abtragung (in einem Stück) von frühen Tumoren, die dann histopathologisch optimal beurteilt werden. In vielen Fällen kann durch diese Ausschälung des Primärtumors bei minimalem Lymphknotenmetastasierungsrisiko auf eine operative Therapie verzichtet werden. Prof. Dumoulin: „Das erspart Risiken und Funktionseinschränkungen durch größere Operationen. Das ESD-Verfahren erzielt nicht nur exzellente Heilungsraten, sondern ermöglicht auch eine sichere Voraussage der prozentualen Heilungschance.“ Der große Vorteil, gerade für hochbetagte und vulnerable Patient:innen: Das ESD-Verfahren ist wenig belastend und die Funktion des behandelten Organs (z.B. Speiseröhre, Magen, Enddarm) kann in der Regel uneingeschränkt erhalten bleiben.
Bereits zum dritten Mal ist einer der Begründer der ESD-Technik und weltweit geschätzter Experte, Prof. Dr. Tsuneo Oyama, mit seiner Mitarbeiterin Dr. Akiko Takahashi vom Saku General Hospital Advanced Care Center Nagano, Japan, für ein Symposium in die Innere Abteilung des Gemeinschaftskrankenhauses Bonn gekommen. Prof. Dumoulin: „Mit Oyama und Takahashi verbindet uns eine jahrelange Freundschaft – ohne ihre kontinuierliche Unterstützung hätten wir die hier seit 2012 praktizierte Methode nicht etablieren können. Und wir sind froh, auch jetzt noch gelegentlich auf den Rat aus Japan zurückgreifen zu dürfen.“ Denn das Verfahren verlangt auch von den erfahrensten Endoskopiker:innen eine lange Lernphase, bis sie diagnostische und operative Sicherheit erlangen.
Im Rahmen eines klinischen ESD-Tutorials konnten zwölf Ärzte aus ganz Deutschland den Expert:innen über die Schulter schauen. Konkret ging es dabei um ein ESD-Verfahren an Patienten mit Frühkarzinomen der Speiseröhre sowie an einer Patientin mit Neubildungen im Dickdarm. Außerdem wurden Patienten mit außergewöhnlichen Befunden diagnostiziert und therapiert.
Im Anschluss gab es einen Überblick über den aktuellen Stand der endoskopischen Diagnostik und Therapie früher intestinaler Neoplasien. Hier hat sich die Anwendung des ESD-Verfahrens von zunächst sehr kleinen Karzinomen auf größere Neubildungen ausgedehnt, die ein erhöhtes Risiko für Lymphknotenmetastasierung mit sich bringen, so dass heute in noch mehr Fällen organerhaltend therapiert werden kann. Prof. Dumoulin: „Bei hohem Lymphknotenmetastasierungsrisiko stellt sich dann die Frage, ob das Organ doch noch operiert werden muss oder zunächst nur die Lymphknoten entfernt werden oder ob zu einer ergänzenden Chemo- oder Strahlentherapie geraten wird. Das besprechen wir eingehend mit dem Patienten oder der Patientin.“
Das Gemeinschaftskrankenhaus gehört zu den wenigen europäischen ESD-Zentren und ist das zweitgrößte in Deutschland. Fast 1000 ESD-Eingriffe wurden hier bislang durchgeführt. Prof. Dumoulin: „Ich bin sehr dankbar, dass ich ein Endoskopie- und Ärzteteam habe, das mich in meiner Leidenschaft unterstützt und die rund hundert ESD-Verfahren pro Jahr auch möglich macht.“ Prof. Dumoulin, der bereits mehrfach zum Thema publiziert hat, hält in Bonn und überregional ESD-Trainingskurse ab.